Der Pongau hat Nachholbedarf bei der Kinderbetreuung
Steidl (SPÖ) bei Küchentischgespräch in St. Johann: „Bischofshofen zeigt vor, wie es geht!“
Wie bereits eine Umfrage der SPÖ im Herbst 2016 bestätigte, gelingt die Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie im Innergebirg signifikant schlechter als im Zentralraum. Der Pongau liegt im Vergleich zu allen anderen Bezirken sogar an letzter Stelle: 30,77 Prozent der Befragten an, dass sich beides nur schwer vereinbaren lässt. Wenig überraschend war diese Problematik daher beim Küchentischgespräch mit Walter Steidl in St. Johann das Thema Nr. 1. Während man sich dort bei der Kinderbetreuung fast ausschließlich auf private Anbieter (Hilfswerk, TEZ) verlässt, beschreitet Bischofshofen einen völlig anderen Weg und zeigt, dass eine gelungene Kinderbetreuung auch im Pongau machbar ist.
Vorzeigeprojekt in Bischofshofen
„Wir gehen im Vergleich zu anderen Gemeinden bewusst konträre Wege“, brachte es Bürgermeister Hansjörg Obinger (SPÖ) knapp auf den Punkt und erklärte, warum man in Bischofshofen vom Kindergarten bis zur Altenbetreuung auf gemeindeeigene Betriebe setzt: „Uns geht es nicht darum, Nachfragen mit Bedarfserhebungen zu entgegnen, sondern darum, aktiv ein Angebot zu schaffen, um der Bevölkerung die notwendigen Hilfestellungen im Alltag anbieten zu können. Mit unseren zusätzlichen Krabbelgruppen und flexiblen Öffnungszeiten von 7 bis 19 Uhr geben wir vor allem Frauen die Möglichkeit, wieder ins Berufsleben einzusteigen.“ Der Erfolg gibt ihm Recht: Die angesprochenen sechs Krabbelgruppen, welche mit diesem Semester eröffnet wurden, erfreuen sich regen Zulaufs, obwohl Bischofshofen mit insgesamt 257 Betreuungsplätzen für Kinder im Alter von 1-6 ohnehin die Vorreiterrolle im Pongau einnimmt. „Bereits im Herbst sind die neu geschaffenen Gruppen wieder proppenvoll“, weiß Obinger und ergänzt: „Während in anderen Gemeinden Familien auf Wartelisten vertröstet werden, haben wir das Angebot selbst aktiv erweitert. Man soll nicht jemanden kennen müssen, um das zu bekommen, was man dringend braucht.“
Zustimmung für diesen Ansatz kommt von der SPÖ-Landesfrauenvorsitzenden LAbg. Ingrid Riezler-Kainzner, die selbst in Radstadt lebt. Eine gute Kinderbetreuung nicht nur aus frauenpolitischer Sicht wichtig, sondern für die Aufrechterhaltung der ländlichen Struktur notwendig, denn: „So schön der Pongau auch ist. Junge Menschen mit guter Ausbildung haben einen großen Anreiz wegzuziehen. Es fehlt an Arbeitsplätzen, weshalb wir dringend in den Bildungs-, Gesundheits- und Sozialbereich investieren müssen. Wenn sie eine Familie gründen wollen, ist das derzeit vielerorts nur ein zusätzlicher Grund wegzuziehen, da die Rahmenbedingungen nicht passen. Massiven Aufholbedarf haben wir neben dem Kindergartenbereich auch bei den ganztägigen Schulformen!“
Dividenden für unsere Kinder: SPÖ fordert Gratis-Kindergarten
Alle Anwesenden waren sich daher einig: Selbst wenn eine gute Betreuungssituation gegeben ist, können es sich viele Familien schlicht nicht leisten, das Angebot in Anspruch zu nehmen. „Wenn die Familienbeihilfe unmittelbar in die Betreuung der Kinder fließt, ist das keine soziale Politik. Unsere Kinder sind unbezahlbar. Eine gute Betreuung darf daher nicht an den Kosten scheitern“, fasste Walter Steidl das Problem. In ihrer Frühlingskampagne fordert die SPÖ den gebührenfreien Kindergarten für Salzburg. Nachdem der Bund zukünftig nicht nur die Gebühren für das dritte, sondern dank Christian Kerns Einsatz auch das zweite Kindergartenjahr übernimmt, müsste das Bundesland Salzburg nur die Kosten für das erste Jahr, als die Kindergartenkinder im Alter von drei Jahren übernehmen, um dieses Ziel zu erreichen.
Berechnungen zufolge würde ein beitragsfreies Kindergartenjahr für Dreijährige dem Land zirka 4 bis 5 Millionen Euro kosten. „Ich fordere daher eine Zweckwidmung der Dividenden der Unternehmen mit Landesbeteiligung für Zukunftsprojekte. Von den 15 Millionen Euro, die dadurch jährlich in die Landeskassen fließen, ließe sich der beitragsfreie Kindergarten einfach umsetzen. Für mich ist das auch eine Frage der Gerechtigkeit. Ein Großteil der Dividenden stammt von der Salzburg AG. Wie jeder weiß, haben Familien einen besonders hohen Energieverbrauch. Mit dieser Maßnahme würden sie indirekt einen Teil der Kosten zurückbekommen“, erklärte Steidl.